Podcast Bayern2 zu Adelheid Duvanel

RADIOWISSEN

Adelheid Duvanel – Schweizer Schriftstellerin im Schatten

Die Schweizer Autorin Adelheid Duvanel (1936 – 1996) widmet sich in ihren oft bizarren Texten verkrachten oder gefährdeten Existenzen. Sie gibt Trinkern, Drogensüchtigen, behinderten Menschen, einsamen Männern und verprügelten Frauen, kurz: all den Gestalten am Rand einer Gesellschaft ein ganz besonderes Gesicht.

VON: Justina Schreiber

Ausstrahlung am 15.2.2022

Die Abessinischen Gesandten

Y-Projekt HKB Frühjahr 22

Zusammen mit Luke Wilkins

Was haben Künstler mit Räubern, Wegelagerern und Piraten gemeinsam? Sie alle sind bereit ihre Existenz aufs Spiel zu setzen um mit Hinterlist und widerständiger Energie zu neuen Ufern aufzubrechen. Was auf den ersten Blick unscheinbar wirkt, ist schon Teil ihrer Strategie. Wie beispielsweise die Sätze Ilse Aichingers, mit denen sie ihr Journal Unglaubwürdige Reisen beginnt: „Wenn einer eine Reise tut, so kann er nichts erzählen: Das fiel mir schon ziemlich früh auf.“ So beginnt sie wie nebenher von ihrem alltäglichen Wiener Kosmos ausgehend, zwischen Hochhaussiedlung, Kaffeehaus und Kino, ein Gespräch mit furchteinflößenden Gespenstern aus der Zeit ihrer Kindheit und Jugend im Krieg. Der Held in Abbas Kiarostamis Film The Traveller, ein iranischer Junge, bestiehlt nicht nur seine Mutter, sondern auch seine Klassenkameraden, die er vorgibt, fotographisch zu porträtieren: Mit einer defekten Kamera. Alles, um Geld für das Busticket zu haben, damit er in der Hauptstadt das Spiel seiner Lieblingsfußballmannschaft anschauen kann. Das er dann in einem Park neben dem Stadion verschläft, heimgesucht von Alpträumen, was ihn erwarten wird, wenn er wieder nach Hause zurückkehrt. Der Räuberhauptmann Robert Walser schreibt von einer grausamen Sprachmutter, die uns von allem was wir lieben abschneiden will, um aus uns Liebende zu machen. Oder die sechs Typen hier auf dem Foto: Was führen sie im Schild, sind es wirklich die abessinischen Gesandten, als die sie sich ausgeben? Sind es vielleicht Räuber, die sich als Reisende verkleidet haben? Oder ist es eine Wanderschauspieler-Truppe, die durch die Zeit reist, um eine die Geschichte aus den Angeln hebende Revolution anzuzetteln?

Anhand von Filmen, Performances und Texten wollen wir uns Methoden zur Anverwandlung von Welt anschauen und selbst erproben. Kommando-Zentrale wird das Literaturinstitut sein, von dem aus wir auch in die Stadt ausschwärmen werden, um die Cafés, Supermärkte und Parks unsicher zu machen. Luke Wilkins wird einen Soundwalk durch Biel anleiten und den Film Step Across the Border mit seinem ehemaligen Prof. Fred Frith zeigen. Link zu einem Ausschnitt davon: https://www.youtube.com/watch?v=Es21B30bD6c&list=PLnD90Pf4u0DlwfgcHqo48HtbfJtIOgqLH Zwischendurch wird Friederike Kretzen von ihrem zweiten Reiseromanprojekt erzählen, für das sie nach Japan, Afghanistan und Persien gereist ist. Auf der Suche nach dem ewig unzugänglichen Orient, den sich das Abendland erschaffen hat, um nie mehr zu sich zu kommen. 

Virginia Woolf, die sich zusammen mit ihrem Bruder und ihren Freunden auf einem englischen Kriegsschiff als Abessinische Gesandte ausgegeben hat.

Schreibarbeit Herbst21 Literaturhaus Basel

«Schreibarbeit: Gespräche zu eigenen Texten mit Friederike Kretzen»

Freitag, 12.11./19.11./26.11./3.12./10.12.2021 jeweils 17-19 Uhr, Abschlusssitzung Samstag, 15.1.22, 10-19 Uhr

Sprache als umfassendes Medium unseres Denkens verbindet uns mit den Erfahrungen anderer Kulturen und Zeiten, stellt uns in Traditionszusammenhänge. Nicht nur wir denken in Sprache, wir werden auch von Sprache gedacht. Von der ersten Bewegung des Hinschreibens ist Schreiben eine Verdopplung dessen, was in uns spricht, denkt, sich äussert. Schreibend sind wir mehr als eins, treten in einen Raum, der uns etwas von dem zu lesen gibt, was wir in uns tragen. Diese Form der Schreibarbeit führt von der Frage: „Über was will ich schreiben?“ zur Frage: „Was schreibe ich?“ Ziel ist ein Wahrnehmen dessen, was das eigene Schreiben sein kann und nicht sein muss. Voraussetzung ist ein Interesse an den Möglichkeiten eigenen Schreibens. Textproben werden besprochen und auf ihre verborgenen und auch offensichtlichen Strategien hin befragt.InteressentInnen sind gebeten, bis 15.09.21 eine maximal 2 bis 3seitige Textprobe zu schicken an: : friederike@kretzen.info Kursleitung und Konzeption: Friederike Kretzen (Autorin) Kosten: CHF 250/200 (Mitglieder LiteraturBasel* und Studierende)  Anmeldundg: Literaturhaus Basel bis 3. Oktober 2021