Schreibarbeit Herbst21 Literaturhaus Basel

«Schreibarbeit: Gespräche zu eigenen Texten mit Friederike Kretzen»

Freitag, 12.11./19.11./26.11./3.12./10.12.2021 jeweils 17-19 Uhr, Abschlusssitzung Samstag, 15.1.22, 10-19 Uhr

Sprache als umfassendes Medium unseres Denkens verbindet uns mit den Erfahrungen anderer Kulturen und Zeiten, stellt uns in Traditionszusammenhänge. Nicht nur wir denken in Sprache, wir werden auch von Sprache gedacht. Von der ersten Bewegung des Hinschreibens ist Schreiben eine Verdopplung dessen, was in uns spricht, denkt, sich äussert. Schreibend sind wir mehr als eins, treten in einen Raum, der uns etwas von dem zu lesen gibt, was wir in uns tragen. Diese Form der Schreibarbeit führt von der Frage: „Über was will ich schreiben?“ zur Frage: „Was schreibe ich?“ Ziel ist ein Wahrnehmen dessen, was das eigene Schreiben sein kann und nicht sein muss. Voraussetzung ist ein Interesse an den Möglichkeiten eigenen Schreibens. Textproben werden besprochen und auf ihre verborgenen und auch offensichtlichen Strategien hin befragt.InteressentInnen sind gebeten, bis 15.09.21 eine maximal 2 bis 3seitige Textprobe zu schicken an: : friederike@kretzen.info Kursleitung und Konzeption: Friederike Kretzen (Autorin) Kosten: CHF 250/200 (Mitglieder LiteraturBasel* und Studierende)  Anmeldundg: Literaturhaus Basel bis 3. Oktober 2021

Seminar Literaturinstitut Biel Herbst21

Vom Mond und der Utopie.

Vor sich hin Träumende werden im Französischen als être dans la lune bezeichnet. Im Englischen heissen Unzurechnungsfähige lunatics. Der Mond scheint im Spiel zu sein, wenn es um Zustände von Abwesenheit geht. Was vielleicht daran liegt, dass der Mond gewöhnlich in Hamburg gemacht wird, und zwar hundsmiserabel. Wie Gogol schreibt. Der kennt sich mit toten Seelen, mit dem Mond und vor allem mit dem Schreiben bestens aus. 

Gogols Mond kommt aus der Bewegung der Sprache, die es gibt, die hergestellt wird und in der wir ohne Anfang und Ende treiben. Es sei denn, wir fangen mit dem Mond an und stellen uns vor, er sei gemacht worden. Da hängt dann ein Wort und leuchtet hundsmiserabel. Was eine schöne Kunst ist.

Ähnlich verhält es sich mit der Utopie. Sie ist durch übermässigen Gebrauch schal geworden. Zu viel Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist ihr zugemutet worden. Dabei lebt sie in Ländern ohne Raum, Geschichten ohne Chronologie, Inseln, die auf keiner Karte zu finden sind mitten unter uns. Also mit all dem, was unsere Träume bevölkert, unsere Phantasie, und was uns zu Herzen geht. 

Als Ort der Ortlosigkeit kommt sie von zwischen den Wörtern. Wie diese ist sie da und auch nicht. Was sie um so empfänglicher macht für all das, was anders zwischen allen Stühlen haust. 

Ich möchte Sie zu diesem Seminar als einem Raum für Utopien und andere Ortlosigkeiten einladen. Um nach Ideen für neue Texte Ausschau zu halten, und uns den Mond auszudenken, der darüber aufgehen könnte. In ihrem Tagebuch vom April 1925 schreibt Virginia Woolf von einem Buch, das es noch nicht einmal in Ansätzen gibt, und das sich um das bemüht „…was existiert, wenn wir nicht da sind.“ Das wurden dann „Die Wellen“. 

Angelika Overath, Friederike Kretzen – aus der Werkstatt — Aargauer Literaturhaus Lenzburg

Aus der Werkstatt: Angelika Overath und Friederike Kretzen haben in den letzten zwei Jahren ein Werkstipendium der Landis & Gyr Stiftung erhalten. Bettina Spoerri führt mit ihnen ein Gespräch über ihre Erfahrungen, ihre Arbeit und die Texte, die dabei entstanden sind – aus denen sie an dem Abend auch Auszüge vorlesen.

https://www.aargauer-literaturhaus.ch/programm-sammlung/tthk4jyajz2fece-j5k8m