Das Resistente grösser machen

Am 28.4.24 hat Friederike Kretzen im Kunstmuseum Basel zu ihrem Projekt einer literarischen Annäherung an Japan einen Vortrag gehalten.

«Die Ferne, schreibt Walter Benjamin, sei das Land der erfüllten Wünsche. Wir alle wissen, dass Wünsche davon leben, unerfüllt zu bleiben. Ähnlich verhält es sich mit der Ferne.
Basho, der berühmte japanische Haikudichter schreibt dazu:
In Kyoto,
hearing the cuckoo,
I long for Kyoto.
Womit er uns augenblicklich in die Zwischenräume und Leerstellen führt, von denen die japanische Kunst und Kultur leben. Denn wenn es selbst in Kyoto Kyoto nicht gibt – was zugleich Kyoto ist, – dann ist die Reise dorthin eine zwischen Abstände, die alle Kyoto heissen.
Sein Haiku besteht aus den Aufschüben und Vervielfachungen, die es für die Suche nach der Ferne braucht. Einer Ferne, der wir uns nur so weit nähern können, wie wir bereit sind, uns selbst fern zu werden.
In meiner literarischen Annäherung an Japan versuche ich, mich genau dem auszusetzen: Mir abhanden zu kommen und so vielleicht eine andere Version meiner selbst zu erfinden.»