Ausschreibung Projektwoche 9.-13.11.09: Wiederholung

Wenn wir uns wiederholen, holen wir uns dann wieder? Aber waren wir denn fort? Wo waren wir denn und warum holen wir uns wieder? Kann es sein, dass wenn wir uns wiederholen, wir zugleich erfahren, weggewesen zu sein? Ist eine Wiederholung also sowohl eine Erfahrung des Wiederkommen wie des Ausbleibens? Und sind wir es, die sich wiederholen oder werden nicht eher wir wiederholt? Beispielsweise, wenn uns etwas einfällt, an das wir seit Jahren nicht mehr gedacht haben. Woher kommt plötzlich der Einfall, die Erinnerung und warum gerade jetzt? Andersherum geschieht es oft, dass wenn wir auf andere Gedanken kommen wollen, sie uns nur um so hartnäckiger umtreiben. So oder so scheint in der Wiederholung etwas uns treu zu bleiben und fordert uns auf, ihm treu zu bleiben.
Sich zu wiederholen, gilt als unoriginell. Doch zugleich ist Originalität substanziell an Wiederholung gebunden, ja, erschafft sich in der Wiederholung. Erst in der Wiederholung ergibt sich die Möglichkeit, dass sich im Gleichen das andere bildet. Roland Barthes schreibt in seinen Vorlesungen zur Vorbereitung des Romans:“…was das Gedächtnis bewahren muss, ist nicht die Sache, sondern ihre Wiederkehr, denn diese Wiederkehr hat bereits etwas von einer Form.“ Womit er genau die Differenz in unseren Begriff von Erinnerung, Gedächtnis, Wiederholung einführt, die uns das Neue, das Abweichende an der Wiederholung deutlich zu machen vermag.

Ich möchte mit Ihnen in dieser Woche an Wiederholungen arbeiten. Schreibend, lesend, sprechend möchte ich Aspekte, Verfahren, Methoden der Wiederholung als grundlegende künstlerische Praxis anschauen, erfahrbar machen und bedenken. Versuchen wir, uns in eigenen und fremden Texten und Bildern wieder zu holen und uns bereitzuhalten für das, was geschehen mag.
Empfohlene Literatur, von der mindestens ein Buch gelesen worden sein sollte:
Hilda Doolittle „Tribute to Freud“
Roland Barthes „Fragmente einer Sprache der Liebe“, Gertrude Stein „Erzählen“