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Von Dorothea Dieckmann<\/p>\n

Dieckmann:\u00a0<\/strong>Die bedeutendsten Neuerscheinungen finden sich oft am Rand des Buchmarkts, wo seit jeher die meisten Sch\u00e4tze gehoben werden. So ein randst\u00e4ndiger Ort ist der Stroemfeld Verlag, der H\u00f6lderlin, Kleist, Keller und Kafka neu ediert hat, und so ein Buch ist Friederike Kretzens \u201eSchule der Indienfahrer\u201c. In 27 Lektionen zieht es den Leser in ein Delirium hinein, f\u00fcr das der Name, der Kontinent Indien steht: das verfehlte mythische Ziel des Ur-Kolonialisten Kolumbus, das Morgenland der drei K\u00f6nige und der Hippies, das Jenseits der zu Tode beschriebenen und beschlossenen europ\u00e4ischen Geschichte. Wer aber sind die Indienfahrer, die Reisenden auf der Gegenroute des Go West, was treibt sie an?<\/p>\n

Zitat Kretzen: \u00a0<\/em><\/strong>\u201eEin paar Leute aus Deutschland, in der Zeit, haben sich Reime gemacht auf alles, was geschehen ist und was nicht. Als ob sie um keinen Preis h\u00e4tten missen wollen, noch immer nicht, was in den Jahren nach den Aufst\u00e4nden junge Menschen dazu brachte, sich auf die Suche nach einer ungewissen Sehnsucht zu machen, nach sich, nach etwas wie ihnen in der Welt, und wie sie ausstr\u00f6mten, sich aufmachten, aufgeregt, verwirrt, alles auf eine Karte setzten. Eine Art kleines fehlendes Volk, dem es an sich selbst mangelte ...\u201c<\/em><\/pre>\n

Dieckmann:\u00a0<\/strong>Helmudo, Natascha, Abdul, Kamal, Camille und V\u00e9ronique sind solche jungen Menschen gewesen, die sich im ersten Kapitel so vorstellen: \u201eWir machen Theater. Wir besetzen H\u00e4user. Wir sind zwanzig.\u201c Vierzig Jahre sp\u00e4ter beschlie\u00dfen sie, zwei in Indien verschwundene Freunde aus den Tagen der gelebten Kritik ausfindig zu machen, der Zeit der Film- und Theaterexperimente, des \u00e4sthetischen Protests gegen das, was sich als Wirklichkeit ausgibt. Friederike Kretzens gesamtes Werk hat sie bis hierhin begleitet. Die ehemalige Theaterdramaturgin hat schon in ihrer 1993 abgeschlossenen Trilogie \u201eDie Souffleuse\u201c, \u201eDie Probe\u201c und \u201eIhr bl\u00f6den Weiber\u201c gegen eine erstarrte Wirklichkeit angeschrieben und die Routinen realistischen Erz\u00e4hlens unterwandert. Die Romane \u201eIndiander\u201c und \u201eIch bin ein H\u00fcgel\u201c entfalteten Kindheit und Jugend in einer Sprache der Verwandlungen, die in einem sp\u00e4teren Buch noch einmal radikal ausbuchstabiert wurde: Drei Frauen bl\u00e4ttern in den Bildern ihres Lebens, ihre Stimmen intonieren die Partitur einer unabgeschlossenen Vergangenheit, die den Titel der ber\u00fchmten Beatles-Platte tr\u00e4gt: \u201eWei\u00dfes Album\u201c. Mit dem Buch \u201e\u00dcbungen zu einem Aufstand\u201c r\u00fcckte Kretzens Erz\u00e4hlen in die aufr\u00fchrerische Zeit vor und nahm die Struktur der Indien-Lektionen vorweg. Deren Figuren tauchten schlie\u00dflich 2012 in dem Roman \u201eNatascha, V\u00e9ronique und Paul\u201c auf, in dem sich Gegenwart und R\u00fcckblick \u00fcberblenden. Jetzt also erneut der Aufbruch auf eine gemeinsame Reise, eine Reise nach vorn und zur\u00fcck:<\/p>\n

Zitat Kretzen:\u00a0<\/em><\/strong>\u201eIch will, was einmal war, all das Phantastische, Aufgew\u00fchlte, Ungelebte, das uns ausmacht, noch einmal haben, wiederhaben, was war, wovon wir uns getrennt haben, kaum dass wir uns aus den Augen verloren haben. Wir m\u00fcssen fahren. ... Liebe Freunde, wisst ihr denn nicht, dass es nur eins auf Erden gibt, und das ist, was wir aus unseren jungen Herzen einander zugerufen haben durch die Zeiten ...\u201c.<\/em><\/pre>\n

Dieckmann:\u00a0<\/strong>Erst auf der H\u00e4lfte des Textes trifft sich die Gruppe in der indischen Hauptstadt, und w\u00e4hrend im Europa-Teil die Erinnerungen an die ersten Aufbr\u00fcche nach Indien aufleben, werden in Delhi, Bangalore, Mumbai und Jaipur die Herkunft, Kindheit und gemeinsame Jugend gegenw\u00e4rtig. Deutschland, wo die Toten und Vermissten ein verleugnetes Dasein f\u00fchrten, ist f\u00fcr sie \u201edie fr\u00fche Landschaft, in die wir gebracht wurden, selbst wie Vertriebene\u201c. Darin war Indien die Chiffre der Umkehr, die Utopie eines anderen Ostens:<\/p>\n

Zitat Kretzen:\u00a0<\/em><\/strong>\u201eErinnert euch, einst wollten wir die Meere bereisen, wollten gen Osten ziehen. Einem anderen Osten entgegen als dem, in dem sich unsere Eltern verloren hatten, noch bevor sie unsere Eltern geworden waren. Zusammen mit den Verschollenen aller L\u00e4nder und Kriege. Wir suchten den Osten der Wiederkehr, der ewigen, ganz in der N\u00e4he des Nirwanas, wo die M\u00e4chte der Dunkelheit umherschweifen und die Kompassnadeln durchdrehen. Damals gingen uns die Richtungen davon, jetzt kommen sie uns von \u00fcberall entgegen.\u201c <\/em><\/pre>\n

Dieckmann:\u00a0<\/strong>In ihrer Suche nach denen, die sie einmal sein wollten, werden die Indienfahrer zu Traumarbeitern, die als sp\u00e4te Doppelexistenzen ihr jugendliches Dasein aufleben lassen. Kamal dreht einen Dokumentarfilm von der Reise. Mal erleben sie sich als Romanfiguren, mal erfinden sie die Szenen ihrer Theaterzeit von neuem. Noch einmal erwachen die widerst\u00e4ndigen Elemente ihrer Geschichte und flie\u00dfen in einer soghaften Bewegung zusammen, von Artauds Theater der Grausamkeit bis zur Antipsychiatrie, vom Autorenfilm bis zu Motiven der Folk- und Rockmusik \u2013 etwa in der Erinnerung an eine der fr\u00fcheren Freundinnen der Erz\u00e4hlerin, Susan, die am genauesten Kretzens Utopie und Sprachutopie zum Ausdruck bringt:<\/p>\n

Zitat Kretzen:\u00a0<\/em><\/strong>\u201e ... Susan, die mit dem Lied von Leonard Cohen weiter gegangen ist als wir sehen k\u00f6nnen. Die daran geglaubt hat, dass die Zukunft vorher war und die Vergangenheit nachher kommen w\u00fcrde. ... Wenn ich sie verst\u00fcnde, sagte sie, sei sie zu wenig klar gewesen.\u201c<\/em><\/pre>\n

Dieckmann:\u00a0<\/strong>Auch Pink Floyds \u201eWish you were here\u201c, dessen Zeilen neben vielen anderen undercover durch den Text geistern, zeigt ebenso aufs Kommende wie aufs Gewesene, auf Geschichten, von denen Helmudo sagt, sie seien da, h\u00e4tten sich aber noch nie ereignet. Gegenfigur all dieser messianischen Impulse ist folgerichtig die Todesbotschaft des Karfreitags \u2013 die Kreuzigung als abendl\u00e4ndische Gr\u00fcndungslegende, die das Menschenopfer heiligt und allj\u00e4hrlich rituell wiederholt wird, und sei es im Fernsehen:<\/p>\n

Zitat Kretzen:\u00a0<\/em><\/strong>\u201eDass ... nochmal alles nachgespielt wurde, dass ... keiner sagt, stopp, Ende des Alptraums, wir brauchen eine andere Geschichte, auch ich nicht \u2013 das ist es, was ich nicht ertrage. ... Darum also gibt es diesen Tag: um solche Filme drehen zu k\u00f6nnen. Die uns in der Schuld best\u00e4tigen, es wieder getan zu haben, wovor wir uns doch so f\u00fcrchten. Und n\u00e4chstes Jahr w\u00fcrden wir es wieder tun. Verraten, t\u00f6ten und daraus schlechte Filme machen. Ein bisschen kleiner, bedr\u00fcckter, gewaltt\u00e4tiger geworden.\u201c<\/em><\/pre>\n

Dieckmann:\u00a0<\/strong>Gegen dieses t\u00f6dliche Ende der irdischen Geschichte wenden sich die Protagonisten spielend, filmend, suchend und erz\u00e4hlend, w\u00e4hrend sie in ihrem indischen Traum herumlaufen. Die giftblauen Hunde der Slumstadt Dharawi, Netze voller Taubenkadaver, ein ohnm\u00e4chtiges Schulkind, die rettende Hand eines Bettlers und das traurigste Museum der Welt bilden nur einen kleinen Teil seiner unerh\u00f6rten F\u00fclle. Die Indienfahrer tr\u00e4umen den alten \u201eTraum von einer Sache\u201c, von dem Marx in seinen fr\u00fchen Briefen schrieb, er markiere nicht \u201eeinen gro\u00dfen Gedankenstrich zwischen Vergangenheit und Zukunft\u201c, sondern sei eine \u201eVollziehung der Gedanken der Vergangenheit\u201c. Er ist auch am Schluss der Reise nicht zu Ende getr\u00e4umt:<\/p>\n

Zitat Kretzen:\u00a0<\/em><\/strong>\u201eAls wir Kinder waren, als ... Angst uns tr\u00e4umte in der Nacht, weckten uns unsere M\u00fctter, holten uns aus dem Schlaf, sagten, es sei nur ein Traum. Heute, wenn wir Angst haben, wenn sie uns in den Schlaf f\u00e4hrt, sagen wir: Es ist nur die Wirklichkeit, wir haben noch den Traum.\u201c<\/em><\/pre>\n

Dieckmann:\u00a0<\/strong>Das Indien dieses Buches ist nicht Arkadien und nicht Orplid, das Ziel der Suche nicht die blaue Blume. Und doch ist Friederike Kretzens Schule eine romantische. Romantisch sind die Motive des Spiegels, der Doppelungen, der Wiederholung, des Traums und des Mondes, romantisch ist das durchbrochene Pathos, mit dem eine transparent leuchtende, reich instrumentierte und zugleich kristalline Sprache die alte Triebkraft von Fern- und Heimweh in ein neues Schreiben her\u00fcberrettet. Kurz, diesem seltenen, wunderbar komponierten Buch geb\u00fchrt ein Platz in der Mitte der Aufmerksamkeit.<\/p>\n

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  Von Dorothea Dieckmann Dieckmann:\u00a0Die bedeutendsten Neuerscheinungen finden sich oft am Rand des Buchmarkts, wo seit jeher die meisten Sch\u00e4tze gehoben werden. So ein randst\u00e4ndiger Ort ist der Stroemfeld Verlag, der H\u00f6lderlin, Kleist, Keller und Kafka neu ediert hat, und so ein Buch ist Friederike Kretzens \u201eSchule der Indienfahrer\u201c. In 27 Lektionen zieht es den … Kritik Deutschlandfunk B\u00dcCHERMARKT, 09.6.17\u00a0<\/span> weiterlesen →<\/span><\/a><\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[7],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/453"}],"collection":[{"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=453"}],"version-history":[{"count":1,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/453\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":454,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/453\/revisions\/454"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=453"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=453"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=453"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}