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Es soll Gegenden geben, die der Mensch im Herzen tr\u00e4gt, die noch nicht existieren. Gegenden, in die der Schmerz eintreten muss, damit es sie gibt. Ob sie etwas mit Besinnung zu tun haben?<\/em> Wie kommen wir zur Gegenwart und zur Besinnung? Gibt es ein Erkennungszeichen daf\u00fcr? Offensichtlich braucht es Aufmerksamkeit, Bereitschaft f\u00fcr Bedeutungen, die offen sind, noch nicht festliegen. Ein Text \u00fcber die Kraft der Fantasie und die Arbeit der Literatur.<\/em><\/p>\n

Vor kurzem sass ich mit meiner Kollegin Eleonore Frey zusammen. Wir sprachen \u00fcber das Leben, das Schreiben und was dabei die Gegenwart sein k\u00f6nnte. Da ich gerade ein Manuskript abgeschlossen habe, mich also pl\u00f6tzlich ausserhalb eines Textes wiederfinde, in dem ich ein paar Jahre gelebt habe, und da sie mich und diesen Zustand gut kennt, sagte sie mir: Du musst dir jetzt erst einmal wieder L\u00f6cher in die Gegenwart beissen. Was stimmt.
\n<\/p>\n

L\u00f6cher in die Gegenwart zu beissen, ist eine M\u00f6glichkeit, sich Besinnung anzulachen. Denn so, wie wir uns zuerst durch den Griessbreiberg beissen m\u00fcssen, bevor es zu den fliegenden Brath\u00fchnern im Schlaraffenland kommt, ist es auch im Leben. Wollen wir das Gef\u00fchl haben, gegenw\u00e4rtig zu sein, m\u00fcssen wir uns erst L\u00f6cher in die Gegenwart beissen, um so Ausblicke auf jene fernen Horizonte zu gewinnen, wo Dinge und Zu\u00c2\u00adsammenh\u00e4nge wahrnehmbar werden k\u00f6nnen, die vage und wunderbar sind. Und sind das nicht klar die Erkennungs\u00c2\u00adzeichen von Realit\u00e4t?<\/p>\n

Kleist, erinnern wir uns, er hat gerade Jubil\u00e4um \u00e2\u20ac\u201c „Kleist ist tot, es lebe Kleist!“, wirbt das Goethe-Institut, was sich wie bei den Indianern anh\u00f6rt, die auch erst tot sein m\u00fcssen, damit sie gut sind \u00e2\u20ac\u201c, Kleist hat uns empfohlen, die Reise um die Welt anzutreten, um zu sehen, ob das Paradies von der anderen Seite her offensteht. Doch was, wenn wir dastehen und fest\u00c2\u00adstellen m\u00fcssen, da ist alles zu? Verbarrikadiert. Und dies nicht zum ersten Mal, sondern schon wieder? Dann hilft nur Platz schaffen, L\u00f6cher herstellen. Das ist die schwere Arbeit der Kunst. Und bitte, vergessen wir nicht, Schweres ermisst sich am Leichten. Was schwer ist, wissen wir vom Leichten und umgekehrt, das eine ist nicht ohne das andere zu haben.<\/p>\n

M\u00f6gen auch viele davon schw\u00e4rmen, wie sch\u00f6n, leicht und zur Freude aller der Beruf des K\u00fcnstlers sei, wie frei die Kunst mache, wie erfolgreich, wie einfach mit ihr Geld zu machen sei, wie wohltuend f\u00fcr die Seele und wie sehr die Kunst den ganzen Menschen ins Zentrum stelle, wie Gott ihn erschaffen habe, zu dem momentan einige unter den Schreibenden unterwegs sind und uns Einsichten ihres Glaubens in Form erster und letzter Gewissheiten gerne mitteilen. Doch wie der alte, von Gott wieder zur\u00fcckgekehrte Dylan so sch\u00f6n sagt und singt, ist das mit dem \u00c3\u0153bergang von der irdischen zur himmlischen Liebe (und umgekehrt) keine einfache Sache. In der Kunst auch nicht. Die ja an \u00c3\u0153berg\u00e4ngen arbeitet, wo es so gut wie aussichtslos aussieht, ja, wo meist gar nichts zu sehen ist, und da f\u00e4ngt die Arbeit der Kunst an. Ich betone Arbeit, denn die ist Verwandlung. Und Kunst ist Verwandlung und macht L\u00f6cher in die Gegenwart.<\/p>\n

Wo sind wir, wenn wir in der Gegenwart sind? Woran k\u00f6nnen wir merken, dass wir da sind? Und als was sind wir da? Gibt es ein Erkennungszeichen? Einen Baum vor dem Fenster, eine Fens\u00c2\u00adter\u00c2\u00adbank, eine Tasse, die auf dem K\u00fcchentisch steht, und ich weiss, ja, da ist die Gegenwart? Denn da steht meine Tasse, draussen der Baum, es ist windstill, August, kein Blatt, das sich regt, kein Schaukeln oder R\u00fchren, als w\u00e4re jedes Blatt, jeder Zweig, der Baum, die Tasse, alles das und somit auch ich an seiner Stelle. Und zwar so, als w\u00e4re diese Stelle nicht einfach die Stelle, wo sich Blatt, Tasse und ich befinden, sondern wo wir hingefunden haben, unverhofft und restlos. Das Blatt hat zu seinem Platz als Blatt gefunden, die Tasse zur Tasse, ich habe mich zwischen Tasse, Baum und Windstille gesetzt. So aufgehend in unserem Tassesein, Blattsein, Ichsein sind wir zu etwas Allgemeinerem als dem je Eigenen von Tasse, Baum und Ich geworden; und das ist, was so etwas wie Gegenwart ausmacht, das Gef\u00fchl, da zu sein, an meiner, an dieser Stelle, wo ich nicht allein bin, sondern wo ich zusammen mit Baum und Tasse in der Windstille eines Augusttags etwas erfahre, bei dem ich bin, zusammen mit dem Anderen.<\/p>\n

Die Herstellung von L\u00f6chern schafft da Platz, wo wir vor lauter neuesten Nachrichten nicht mehr sehen k\u00f6nnen, was eine Nachricht ist; n\u00e4mlich nachtr\u00e4glich und auf der Suche nach Richtung. Wenn ich versuche, L\u00f6cher in die Gegenwart zu beissen, ergeht es mir wie diesem Mister Jones aus Dylans „Ballade of a Thin Man“, dem in seiner Umgebung alles M\u00f6g\u00c2\u00adliche begegnet und der sich die Frage gefallen lassen muss, wie es sich anf\u00fchlt, als so ein Freak herumzulaufen. Womit seine Art gemeint ist, nicht zu verstehen, was es ist, das passiert, aber wahrzunehmen, dass es da ist und geschieht. Eben darum geht es diesem Freak in Dylans Lied, nicht zu wissen, was es ist, und doch ist es da, wirkt, ist um ihn geschehen. Denn um wissen zu k\u00f6nnen, was geschieht, brauchen wir Zeit und eine Aufmerksamkeit, die noch nicht weiss, wof\u00fcr sie eigentlich aufmerksam ist und auf was.<\/p>\n

„Never cease to watch what ever happens to you“, schrieb Henry James an die Adresse von Schriftstellern und Schrift\u00c2\u00adstellerinnen. Sein radikales Diktum, nicht nachzulassen wahrzunehmen, was uns geschieht, \u00f6ffnet das Schreiben auf eine Aufmerksamkeit hin, in der alles, was geschieht, von gleicher G\u00fcltigkeit sein kann. Und das heisst, die Bedeutungen stehen offen, liegen noch nicht fest, werden sich erst noch im Prozess der Arbeit einstellen und ereignen k\u00f6nnen. Das ist die Arbeit, schreibend L\u00f6cher herzustellen, die es erlauben, wachsam zu sein auf das, von dem wir noch nicht wissen, was es ist.<\/p>\n

Seit Kosovaren Schweizer aufschlitzen k\u00f6nnen, sind wir wohl endg\u00fcltig im Reich der Fiktion gelandet, und ich frage mich, wie wir da jemals wieder rauskommen sollen. Denn es scheint eine Menge Menschen zu geben, die an solche Formulierungen glauben und dabei ganz vergessen, dass Nachrichten, vor allem als Schlagzeilen, immer schon etwas ganz anderes sind als das, was wir wirklich nennen k\u00f6nnten. Sobald wir etwas in Sprache fassen, seien es Kosovaren, Schweizer oder irgendein Aufschlitzen, ist es schon etwas anderes geworden, und seine Wirklichkeit ist die, aus Worten gemacht zu sein, und sind die nicht immer ganz sch\u00f6n fantastisch? Warum sonst sagen wir, dass ihnen nicht zu trauen sei? Um ihnen dann umso mehr zu glauben? Und sie mit Haut und Haar zu fressen?<\/p>\n

Anders gesagt, warum trauen wir Kosovaren zu, Schweizer aufschlitzen zu k\u00f6nnen, doch wenn Marx schreibt: Ein Gespenst geht um in Europa, denken wir sofort, das sei eine Metapher und kein Gespenst. Dabei k\u00f6nnte uns vielleicht dieses von Marx so hellsichtig bemerkte Unheimliche, das da in Europa in Form eines Gespensts heruml\u00e4uft, helfen, \u00fcber das Auftauchen solch gespenstischer Schlagzeilen nach\u00c2\u00adzudenken und uns zu fragen, was sich da \u00e4ussert und als was. Warum sind wir so schnell bereit, die Besinnung zu verlieren und zu glauben, dass uns da etwas berichtet w\u00fcrde, mit dem wir zu tun h\u00e4tten? Immerhin ist das Aufschlitzen eine \u00c3\u2013ffnung, durch die es in die Schlagzeile hineinzieht; allerdings t\u00f6dlich. Und ist im Unterschied dazu das marxsche Gespenst vielleicht nicht fiktiv genug, um es aufschlitzen zu k\u00f6nnen?<\/p>\n

Oder haben wir die Besinnung schon l\u00e4ngst verloren? Und wenn ja, wo k\u00f6nnten wir sie wiederfinden? Aber hatten wir sie denn je? Waren wir mal bei Besinnung? Ist das da, von wo wir irgendwann einmal hergekommen sind? Es soll Gegen\u00c2\u00adden geben, die der Mensch in seinem Herzen tr\u00e4gt, die noch nicht existieren. Gegenden, in die erst der Schmerz eintreten muss, damit es sie gibt. Ob sie etwas mit Besinnung zu tun haben?<\/p>\n

Bei Flaubert steht \u00fcber seine Helden Bouvard und P\u00e9cuchet zu lesen: „Und da sie nun mehr dachten, litten sie auch mehr.“ Hat also Denken etwas mit Leiden zu tun, und beides mit Besinnung? Immerhin gibt es, wenn nicht zu viele Bet\u00e4ubungsmittel im Spiel sind, auch das Leiden an der Gedankenlosigkeit, das Leiden an der Sprachlosigkeit, das Leiden daran, die Sprache genommen, verboten zu bekommen, und kann es sein, dass das eine Leiden mit dem anderen Leiden zu tun hat? Selten l\u00f6st sich ein Leiden einfach auf. Oft ist Genesung schmerzhaft und dauert lange. Vor allem, wenn wir sie noch nie vorher erlebt haben und nicht wissen, wie sie geht. Dann k\u00f6nnen wir nicht unterscheiden, ob wir gerade dabei sind, noch gedankenloser zu werden, oder ob die Empfindung von Gedankenlosigkeit schon ein erster Gedanke ist. Und dann ergeht es uns wie Flauberts Helden, und wir sind schon dabei, mehr zu denken.<\/p>\n

Es gibt in unserer Sprache die sch\u00f6ne Aufforderung: Besinn dich. Sie ist deshalb sch\u00f6n, weil sie auf uns selbst zur\u00fcckweist und uns zumutet, dass wir der Besinnung f\u00e4hig w\u00e4ren, sie irgendwo in uns h\u00e4tten, wir m\u00fcssten nur zu ihr kommen; uns also auf sie besinnen. Und dieses Besinnen ist eine Bez\u00fcglichkeit und als solche Teil der Besinnung und ohne sie nicht zu haben. Jedenfalls kann niemand an unserer Stelle sich f\u00fcr uns besinnen. Daf\u00fcr aber ist Besinnung, sobald wir uns zu besinnen suchen, schon da, irgendwo in oder an uns, wo sie doch zuvor wie verloren schien. Zur Besinnung kommen, heisst es, wie wenn Besinnung etwas w\u00e4re, zu dem wir kommen k\u00f6nnten. Mit dem Auto, dem Fahrrad, dem Flugzeug, auf allen vieren und im Kopf. Zugleich ist sie etwas, zu dem wir auch nicht kommen k\u00f6nnen. Das ist, wenn wir sie verloren haben und wir nicht mehr wissen, wie wir, was wir lesen, denken, erfahren, auf uns beziehen k\u00f6nnen sollen.<\/p>\n

Vor kurzem las ich Handkes „Immer noch Sturm“, ein Buch der Anrufung der Ahnen, ein Buch der Verortung von Gegenwartserfahrung in Bezug auf die, die uns vorausgegangen sind und nicht aufh\u00f6ren, uns vorausgegangen zu sein. Dort spricht der Ich-Erz\u00e4hler zu seinem Onkel, der bei den \u00f6ster\u00c2\u00adreichisch-slowenischen Partisanen gek\u00e4mpft hat: „Hier, meiner Liebe Kind bist du. Meiner Liebe Kind seid ihr Vorfahren alle … Mit euch komme ich zur Besinnung. Ihr seid meine Besinnung.“ Der Ich-Erz\u00e4hler Handkes kommt zur Besinnung, die seine Ahnen sind, indem er sie wiederkommen heisst und mit ihnen spricht. So geben die Toten Auskunft \u00fcber die Gegend in Zeit und Raum (die Geschichte), in der sich unsere Besinnung aufzuhalten scheint und wo unser Kommen, das heisst unsere Bezugnahme auf sie, erwartet worden ist. Zur Besinnung kom\u00c2\u00admen hiesse dann, eine Bez\u00fcglichkeit wahrnehmen zu k\u00f6n\u00c2\u00adnen, in der wir erwartet worden sind. Auf der Erde, in der Geschichte, bei denen, zwischen denen wir aufgewachsen sind. Dort also, wovon wir eines Tages, wenn alles gut geht, werden sagen k\u00f6nnen: Da war ich. Dies sagen zu k\u00f6nnen, so Oskar Pastior, ist der gr\u00f6sste Schatz im Leben. Da, wo nicht stehen wird: Weisst du noch, sondern schlicht: Da war ich.<\/p>\n

Wer und was auch immer da gewesen ist, ich war es, und ich war da.<\/p>\n

Zur Besinnung kommen bedeutet, eine Bez\u00fcglichkeit anzunehmen, die ich in mir mit mir unterhalte, von der ich aber nicht weiss, wie und was sie bedeutet, wie und als was sie mir begegnet. „Ich ist ein anderer“, schrieb einst Rimbaud und hat damit das Feld er\u00f6ffnet, auf das hin wir uns als andere entziffern k\u00f6nnen, ohne die wir nicht Ich sein k\u00f6nnen. Das Schwierige an jenen anderen, die wir auch sind, und was sie mit uns verbindet, ist: Wir haben sie uns genauso wenig ausgesucht wie uns selbst. Ebenso wenig wie unsere Ahnen und die Zeit, in der wir leben.<\/p>\n

Zur Besinnung kommen ist stets ein doppelter Vorgang, der etwas als anwesend voraussetzt, das zugleich erst durch ein Zu-ihm-Kommen, ein Sich-auf-es-Beziehen, verwirklicht werden kann. Denn was gegeben ist, ist noch nicht uns gegeben, wir m\u00fcssen es erst auch noch als gegeben erfahren k\u00f6nnen. Rimbauds Satz ist dieser M\u00f6glichkeit und Notwendigkeit zugleich geschuldet, dass ich mich erst dann als wirklich erfahren kann, wenn ich mich auch als wirklich erwarte. Was nichts anderes heisst, als dem anderen, der ich bin, die T\u00fcre offen zu halten. Und mich als anwesend und zugleich noch in Bewegung auf mich zu oder auf mich hin anzunehmen; als den anderen, der ich auch bin.<\/p>\n

Nehmen wir zum Beispiel den 35. Mai. Das ist der Titel eines Buchs von Erich K\u00e4stner, 1935 ver\u00f6ffentlicht, in dem wir erfahren, dass es an einem solchen Datum sehr leicht m\u00f6glich ist, durch den Schrank und dann immer weiter geradeaus in die S\u00fcdsee zu reisen. Abends sind dann alle wieder p\u00fcnktlich zu Hause. Aber der Reihe nach. Da gibt es einen Neffen, Konrad, und wie jeden Donnerstag, so auch an diesem 35. Mai, kommt ihn sein Onkel von der Schule abholen, und sie verbringen den Nachmittag zusammen. Konrad, der gut rechnen kann, hat einen Aufsatz \u00fcber die S\u00fcdsee auf. Denn sein Lehrer glaubt, dass die, die gut rechnen k\u00f6nnen, keine Fantasie haben. Darum m\u00fcsse diese trainiert werden. Die anderen Sch\u00fcler m\u00fcssen den Bau eines vierst\u00f6ckigen Hauses beschreiben, eine Kinderei gegen die S\u00fcdsee, findet Konrad. Aber wenn Konrad auch keine Fantasie hat, so hat er doch einen Onkel, sagt sein Onkel, was genauso gut ist. Und nach einem wunderbar chaotischen Essen (das sind diese Essen, bei denen man alles mit allem kombi\u00c2\u00adnieren darf, und zwar gleichzeitig), dem Besuch von einem arbeitslosen Zirkuspferd und ein paar gemeinsamen Runden Dichterquartett (bei denen das Zirkuspferd immer gewinnt) geht es in den Schrank und dann immer geradeaus weiter in die S\u00fcdsee. Was sie dort erleben, ist am Ende des Buchs in Konrads Aufsatz nachzulesen. Und wer das nicht glaubt, n\u00e4mlich dass Schrank, Onkel und ein Nachmittag Zeit reichen, um in die S\u00fcdsee zu kommen, der kann auch keine L\u00f6cher in die Gegenwart beissen. Und wer das nicht kann, der sollte zur \u00c3\u0153bung einen Aufsatz \u00fcber die S\u00fcdsee schreiben anstatt hinzufliegen.<\/p>\n

L\u00f6cher in die Gegenwart zu beissen, hat mit Spiel und Tagtraum zu tun. Beides \u00c3\u0153berg\u00e4nge zwischen Realit\u00e4t und Imagination, wobei nicht feststeht, welche von beiden \u00e2\u20ac\u201c die Realit\u00e4t, die Imagination \u00e2\u20ac\u201c realer ist. Denn, Hand aufs Herz, hat schon mal jemand die Realit\u00e4t gesehen? Oder die Imagi\u00c2\u00adnation? Ihre Realit\u00e4t haben sie nur als eine Mischung aus beidem und von beidem nicht eins. Darum heisst es auch bei Godard in seiner „L\u00e2\u20ac\u2122Histoire du Cin\u00e9ma“: „1 + 1 = denken“. Realit\u00e4t in diesem Sinne bedeutet eine Vermittlung zwischen etwas, das nicht zu \u00e4ndern ist, und etwas anderem, was auch nicht zu \u00e4ndern ist. Im Fall Konrads ist es die Hausaufgabe, einen Aufsatz \u00fcber die S\u00fcdsee schreiben zu m\u00fcssen und das ausgerechnet am 35. Mai, der ein Donnerstag ist, und das ist immer der Onkelbesuchstag, und schon kann die Reise um die Welt beginnen.<\/p>\n

Freud sagt, dass das Gegenteil von Spiel und Tagtraum nicht die Realit\u00e4t sei, sondern der Ernst. Und wie der Ernst etwas sehr anderes ist als die Realit\u00e4t, so ist das Prinzip der Realit\u00e4t etwas sehr anderes als das Realit\u00e4tsprinzip. Jedenfalls gab es mitten in den siebziger Jahren in Giessen, das in Hessen liegt, einen Tag im Winter, der ohne den 35. Mai und der mit ihm verbundenen Reise um die Welt nicht so wirklich gewesen w\u00e4re, wie er es dann wurde. An jenem Tag war es so weit, dass das Haus in der Gutenbergstrasse, das ein besetztes Haus war, von der Polizei ger\u00e4umt werden sollte. In Erwartung dieser vor der T\u00fcr stehenden R\u00e4umung hatten sich einige der Hausbesetzer in weiser Voraussicht entschlossen, auf den Speicher umzuziehen, von wo aus es gar nicht so leicht sein w\u00fcrde, sie aus dem Haus zu r\u00e4umen. Und da es einige unter den Besetzerinnen gab, die sich mit dem 35. Mai gut auskannten, war bald ein Schrank zur Hand, die R\u00fcckwand entfernt und vor den Treppenaufgang zum Speicher geschoben. Sodass da, wo mal eine T\u00fcre war, jetzt ein Schrank stand. Als dann die Polizisten kamen und die Besetzer aus dem Haus holen wollten, diese aber nicht im Haus waren, sondern sich vom Dach her bemerkbar machten und riefen: Hallo, hier sind wir, suchten die Polizisten im dritten Stock des Hauses nach dem Aufgang zum Speicher und konnten ihn beim besten Willen nicht finden. Ein Bautrupp musste bestellt werden, der ein Loch in die Decke schlug, durch das dann die Polizisten eine Leiter nach oben schoben; eine Szene wie bei Kafka, wenn der Untermieter anf\u00e4ngt, ein Loch in die Decke zu schlagen. Als dann ein paar Polizisten durch das Loch die Leiter hochgestiegen kamen, standen die Besetzerinnen auf dem Dach und genossen die freie Sicht auf die S\u00fcdsee. Und wenn ich damals Polizist gewesen w\u00e4re, dann h\u00e4tte ich sp\u00e4testens bei der Entdeckung der Treppe und wie sie getarnt war, gelacht und gedacht, warum habe ich bloss nicht den 35. Mai gelesen, als noch die richtige Zeit daf\u00fcr war und ich vielleicht was Sch\u00f6neres mit meinen W\u00fcnschen und Begabungen h\u00e4tte machen k\u00f6nnen. War leider nicht so, kein K\u00e4stner weit und breit, und das ist Teil all der traurigen Geschichten, die davon handeln, aus schwierigen und schmerzhaften Erfahrungen die falschen Schl\u00fcsse zu ziehen. Doch wie es im Buch vom 35. Mai heisst, ist die verkehrte Welt noch nicht die verkehrteste.<\/p>\n

Darum ist es auch so sch\u00f6n, dass K\u00e4stner in seinem 35. Mai, einem Buch f\u00fcr Kinder und Jugendliche, das letzte Kapitel mit der \u00c3\u0153berschrift versieht: „Der Onkel liest, was er erlebt hat“. Was nichts anderes heisst, als dass wir meist erst im Nach\u00c2\u00adhinein wissen und lesen k\u00f6nnen, was wir erlebt haben und erleben. Und darum ist es gut, Aufs\u00e4tze zu schreiben, m\u00f6glichst ohne Fantasie, aber mit einem Onkel, der einem den Raum zur Verf\u00fcgung stellt, nach Herzenslust Unsinn zu machen. Was eine Form von Durchl\u00f6cherung von Sinn ist. Denn Sinn lebt von Unsinn, und je durchl\u00e4ssiger die beiden Formen von Sinn sein k\u00f6nnen, umso eher k\u00f6nnen wir Augenblicke erfahren, in denen wir keinen Sinn brauchen. Also weder Sinn noch Unsinn, sondern da sein, an Ort und Stelle, in unserer Zeit, was auch immer dabei die Gegenwart sein mag.<\/p>\n

Dylans Mister Jones hat das Gef\u00fchl, etwas geschieht, doch er weiss nicht, was es ist. Auch ich habe das Gef\u00fchl, dass etwas geschieht mit dem, was in mehr oder weniger \u00f6ffentlichen Diskursen als Literatur gilt, was als Literatur auf dem Markt herumgereicht wird und als eine der eintr\u00e4glichsten Erwerbsquellen propagiert wird. Etwas ist passiert mit Ver\u00c2\u00adlagen, ihren Programmen und wie sie sich und ihre B\u00fccher anpreisen. Etwas ist geschehen in den K\u00f6pfen nicht nur junger Menschen, die schreiben wollen, Schriftsteller werden wollen, um damit ihr Leben zu verdienen. Berufswunsch Schriftstel\u00c2\u00adlerin, wie fr\u00fcher Stewardess oder Schauspieler. Und ich frage mich, woher sie das haben, diese Vorstellung, mit der Literatur nicht nur ihr Leben verdienen zu k\u00f6nnen, sondern auch reich und erfolgreich zu werden.<\/p>\n

Mein Gef\u00fchl, dass sich etwas vielleicht grundlegend ver\u00e4ndert hat in der Art, wie mit Literatur umgegangen und als was sie behandelt wird, m\u00f6chte ich an einer immer wieder ge- \u00e4usserten Frage festmachen: Verliere ich denn bei dieser Stelle im Text, oder wenn ich diese Form w\u00e4hle, nicht den Leser? Ihr Pendant findet diese Frage in der Sprechweise von Lektoren, die klipp und klar feststellen: Hier verliert der Text seinen Leser.<\/p>\n

Den Leser zu verlieren, scheint eine Art Tods\u00fcnde zu sein, mit der eine andere Tods\u00fcnde einhergeht, n\u00e4mlich die, wo\u00c2\u00adm\u00f6glich schwer beziehungsweise nicht in der ersten Sekunde verst\u00e4ndlich zu sein. Was h\u00e4ufig heisst, nicht mehrheitsf\u00e4hig und unverk\u00e4uflich. Also Ende mit dem 35. Mai und einem sinnlos vertanen Nachmittag im Schrank des Onkels. Lieber Polizist werden, als daran zu arbeiten, keinen Sinn zu brauchen beziehungsweise einen zu erfinden, den es so noch nicht gegeben hat und auf den wir nie gekommen w\u00e4ren, h\u00e4tten wir uns nicht auf das Wagnis eingelassen, uns einen Leser zu ertr\u00e4umen, der anders, langsamer und genauer liest.<\/p>\n

Denn gibt es f\u00fcr die und den, die schreiben, einen Leser ausserhalb des Textes? Ist nicht das Schreiben eines Textes untrennbar verbunden mit dem Erschreiben einer Leserin? Und ist dieser Leser nicht vor allem die Schreibende als Lesende ihrer selbst? So wie der Leser in einem Text das sich in ihm gebende Buch liest, sein Buch, erschreibt sich der Schreibende das ihn lesende Buch, und das ist die Grundlage f\u00fcr die Korrespondenz der verschiedenen Leser und B\u00fccher, die sich in einem Buch aufhalten k\u00f6nnen. In einer als Leserin vorgestellten Instanz, die via Verst\u00e4ndlichkeit \u00fcber Qualit\u00e4t und Erscheinen eines Textes entscheidet, finden diese unterschiedlichen Leserinnen und Lesarten allerdings keinen Platz. Literatur kann nicht \u00fcber sich stehen oder ausserhalb von etwas, das sie nur enthalten w\u00fcrde. Ihre Form ist immer und an jeder Stelle Teil ebendieser Form, so wie ihr Inhalt ausser der Form, in der er zu uns kommt, nicht existiert.<\/p>\n

Was aber spricht f\u00fcr die Angst, mit der da das Leben der Sprache, die Lebendigkeit des Schreibens belegt, kontrolliert, eingepasst wird? Angst, etwas zu verlieren, was doch erst erschaffen werden muss beziehungsweise erschaffen werden kann?<\/p>\n

Wovor warnt die Angst? Vor dem Verlust des Eigenen? Vor dem Verlust der Bez\u00fcglichkeit auf sich selbst als derjenigen Instanz, die letztlich \u00fcber die G\u00fcltigkeit eines Textes das letzte Wort zu sagen hat? Schreiben, die Besch\u00e4ftigung mit Schreiben, mit Literatur, mit eigenen und fremden Texten sollte \u00e2\u20ac\u201c ob es sich nun um Literatur handelt oder nicht \u00e2\u20ac\u201c, so frei, so offen wie m\u00f6glich sein. Und dass sie es sein kann, bedeutet Arbeit. Arbeit an Sprache, an Literatur, an den Formen und Aufmerksamkeiten der Kommunikation, ohne die es keine Sprache und keine Verst\u00e4ndigung gibt.<\/p>\n

Wonach ist ein Schreiben auf der Suche, das sich \u00e4ngstigt, etwas zu verlieren, was gar nicht zu verlieren ist, sondern zu erschaffen? Wie bei allem, was erschaffen werden kann und muss, ist das riskant, und zwar wegen der Sache selbst (der Sache des Risikos), nicht aber, weil ein Leser verloren w\u00fcrde. Ich frage mich, wer oder was hat ihnen diese Angst, die ja eine wichtige Orientierung in der Arbeit ist, beigebracht? Seit wann muss Kunst beglaubigt werden? Seit wann ist ihr Mass die Verst\u00e4ndlichkeit, und zwar die mehrheitsf\u00e4hige? Und nicht das Risiko? Warum k\u00f6nnen die jungen und die alten Schreiben\u00c2\u00adden nicht mit Seelenruhe wissen, dass sie sich f\u00fcr ihre Arbeit jede Menge Zeit lassen k\u00f6nnen und auch sollen, dass draussen kein Leser steht, der nur darauf wartet, zu \u00fcberpr\u00fcfen, ob ihr Text auch verst\u00e4ndlich, relevant, gegenwartsbezogen sei? Wer k\u00f6nnte das anderes sein als wir selbst, die sich schreibend auf die Suche nach einem Verst\u00e4ndnis machen, als das sich allererst der Text ereignen kann. Wo ist diese sich ereignende M\u00f6glichkeit des Textes, dessen Entzifferung immer wieder neu und anders sich ereignet, dessen Lekt\u00fcre nicht beendet ist? Und macht das nicht die ganze Dimension sich aufhebender Zeitlichkeit, die aufgehobene Zeitlichkeit von Literatur aus? Immer wieder ist da etwas, was wir nicht verstehen, sind da L\u00f6cher in den Texten \u00e2\u20ac\u201c ist nicht das entscheidend daf\u00fcr, dass wir abermals beginnen zu lesen? Nachtr\u00e4glich und eintr\u00e4glich f\u00fcr das Dazwischen, das wir vielleicht Gegenwart nennen k\u00f6nnen.<\/p>\n

Besinn dich, diese Aufforderung verweist auf die eigene M\u00f6glichkeit zur\u00fcck, etwas anwesend sein zu lassen, was noch nicht da ist, was erst wieder aufgesucht werden muss, und das ist die Form, in der es zug\u00e4nglich wird. Und dadurch, dass niemand anderer f\u00fcr mich zur Besinnung kommen kann, dass der Weg zu ihr jeweils einzeln und besonders nur sein kann, ist Besinnung von allgemeiner G\u00fcltigkeit.<\/p>\n

Friederike Kretzen<\/p>\n

In Leverkusen geboren, bildete sich Friederike Kretzen (55) als Soziologin aus und war Dramaturgin am Residenz-Theater in M\u00fcnchen. Seit 1983 lebt sie in Basel und arbeitet als Dozentin, Publizistin und Schriftstellerin. Ihre Werke umfassen unter anderem die Romane „Die Souffleuse“ (1989), „Ihr bl\u00f6den Weiber“ (1993), „Indiander“ (1996), „\u00c3\u0153bungen zu einem Aufstand“ (2002) und „Weisses Album“ (2007). Ihr j\u00fcngstes Buch wird im Stroemfeld Verlag in Frankfurt am Main erscheinen.<\/p>\n

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Es soll Gegenden geben, die der Mensch im Herzen tr\u00e4gt, die noch nicht existieren. Gegenden, in die der Schmerz eintreten muss, damit es sie gibt. Ob sie etwas mit Besinnung zu tun haben? Wie kommen wir zur Gegenwart und zur Besinnung? Gibt es ein Erkennungszeichen daf\u00fcr? Offensichtlich braucht es Aufmerksamkeit, Bereitschaft f\u00fcr Bedeutungen, die offen … Vom Anlachen der Besinnung | WOZ vom 13.10.11<\/span> weiterlesen →<\/span><\/a><\/p>\n","protected":false},"author":1,"featured_media":0,"comment_status":"closed","ping_status":"open","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[3],"tags":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/203"}],"collection":[{"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/posts"}],"about":[{"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/types\/post"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/users\/1"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=203"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/posts\/203\/revisions"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=203"}],"wp:term":[{"taxonomy":"category","embeddable":true,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/categories?post=203"},{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/kretzen.info\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=203"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}