Was ist ich?

Ausschreibung Theoriepool Wintersemester 1999/2000 HGKZ

„You are what you is“ hat einst Frank Zappa gesungen. Und ich und du und sie und ihn in einen Seins-Topf geworfen. Gertrude Stein sagt dazu: Ich bin ich, wenn mein kleiner Hund mich kennt. Und auch hier haben wir wieder mindestens zwei, die es braucht, um eine zu sein. Wobei die Dritten im Bunde dann wir sind, die lesen, dass ich ich bin, weil mein kleiner Hund mich kennt. Womit wir wieder bei drei im Bunde wären. Um es nun noch ein bisschen komplizierter und zahlreicher zu machen, möchte ich schliesslich noch Roland Barthes zitieren, der in seinem Buch „Die Lust am Text“ eben diese Lust am Text als jenen Moment bestimmt, in dem sein Körper seinen eigenen Ideen folgt – denn sein Körper habe nicht dieselben Ideen wie er.
Was also, ich frage Sie, ist ich? Wir reden sehr viel vom Ich, wir schreiben auch viel von ihm, aber was denken wir von ihm? Lässt sich ein Ich denken? Und wenn ja, wie? Und wenn nein, wer denkt dann? Und wo steckt das Du im Ich und wo das Wir?
Ich möchte gerne mit Ihnen in eigenen und fremden Texten dem, was ich sagt und dem, was kein Ich ist, auf die Spur kommen. Vielleicht können wir dann sehen, was ich ist, und ob es was sagt. Oder singt es lieber?

Empfohlene Literatur:
Gertrude Stein ´Die geographische Geschichte von Amerika oder die Beziehung zwischen der menschlichen Natur und dem Geist des Menschen´ Suhrkamp 1988
Marguerite Duras `Cèst tout Das ist alles´ Suhrkamp 1996
Roland Barthes `Die Lust am Text´Suhrkamp 1990