Schreiben wir für die Katz, für Hollywood?

Schreib-Projekt, Zürich, Schule für Gestaltung, Filmklasse 13.4. – 15.4.1993

Was geschieht, wenn wir Gesehenes, Gehörtes in Sprache zu fassen und in Schrift zu fixieren versuchen? Welche Bilder, welche Vorstellungen sind mit dem Schreiben verbunden und engen unseren Blick und unsere Umgangsweise ein, ohne dass wir es wissen? Wie verhält sich unsere Zielvorstellung von dem, was wir schreiben wollen, zu dem, was Schreiben überhaupt zu leisten vermag? Welche Idee von Realität und zielgerichtetem Verhalten liegt unserem Verständnis von Schreiben, Sprache und ihrem Gegenstand zugrunde?Wird dadurch die Erfahrung von Sprache als Wirklichkeit nicht eher verunmöglicht? Und mit Sprache als Wirklichkeit meine ich die unerbittliche Dimension von Sprache, die mit einfachem Willen und Konzepten nicht zu erwischen ist,-möglicherweise jedoch mit einem kleinen, zufälligen Blick beiseite.

Schreiben ist ein vielschichtiger Ãœbersetzungsprozess. Welche Faktoren ihn bedingen, welche Möglichkeiten sich aus ihm ergeben können, darüber mehr Klarheit zu gewinnen, ist wesentlich. Denn Schreiben bedeutet auch, die Möglichkeiten zu nutzen, die sich gegen unsere Absicht und zugleich auf einer ganz unerwarteten Ebene diese ergänzend aus der Sprache bzw. dem vor uns liegenden Material ergeben.

Robert Walser sagt, wir schreiben für die Katz.Und nur wer bereit ist, für die Katz zu schreiben, vermag an die Durchlässigkeit und zugleich die Bestimtheit heranzukommen, in der Sprache und Wirklichkeit eine ganz eigene, von uns losgelöste,`Wirklichkeit`´ schreiben. Diesen Bereich zu verdeutlichen, zu vermitteln, was den Umgang mit Material und Sprache, mit Konzepten und ihren ungesicherten Zwischenräumen spannend macht, soll in diesen drei Tagen versucht werden. An literarischen Texten soll diese Dimension verdeutlicht werden, an eigenen Texten soll sie erprobt und konkret erfahrbar gemacht werden.