Mit dem Schreiben zurecht kommen; möglichst ohne Recht zu behalten.

 Für wen wir schreiben. Vierte Runde.

Sie haben alle schon erfahren, dass ein Wort alles verändern kann. Nicht nur in einem Text. Dass mühsames Arbeiten an einem Text ihn nicht gelungener macht, dass es aber manchmal der Mühe lohnt und sich so eine ganz neue, unerwartete Wendung ergibt. Wie können wir wissen, woran wir sind im Scheiben, wenn wir mittendrin stecken und keinen Überblick haben.

In diesem Seminar soll es um Fragen des Schreibens gehen. Vor allem um die einfachen: Wie anfangen? Wie weitermachen? Wann trägt eine Idee? Was ist eine Erinnerung? Was kommt danach? Wie sammle ich Material? Was ist geeignetes Material? Nicht zu vergessen die Frage Hölderlins: Wozu Dichter in dürftiger Zeit? Und warum sind die einfachen Fragen oft die schwierigsten?

Wenn wir schreiben, gehen wir mit all diesen Fragen ständig um. Schreiben ist die Form, in der sie sich uns stellen, in der wir sie bearbeiten und weiterentwickeln. Denn so lange wir uns in der Sprache bewegen, sind wir ihrer „Ordnung ohne Beweis“ anheimgegeben, diesem offenen „Meer ohne Orientierungspunkt“ wie Roland Barthes schreibt. Das heisst auch, nie werden wir sicher sein können in unserer Arbeit, nie mit dem Schreiben zurecht kommen. Uns trifft also keine Schuld, wenn wir mit Schwierigkeiten ringen, wenn wir eben immer wieder nicht zurecht kommen. Im Gegenteil. Denn die Fragen der Sprache sind notwendig offen, sonst wäre kein einziger Text mehr zu schreiben.

Ich möchte gerne ausgehend von Ihren aktuellen Arbeiten eine kleine Praxis des Fragens und Nichtzurechtkommens versuchen. Um so vielleicht mit Ihnen zu einer anderen Sicherheit im Umgang mit dem Ungesicherten zu finden.