Die schöne Gefahr.

Für wen wir schreiben. Dritte Runde

‚Le beau danger’ ist der Titel eines kleinen Buchs, in dem Michel Foucault mit Claude Bonnefoy über die schöne Gefahr seines Schreibens und Denkens spricht. Auf Deutsch trägt das Buch den Titel ‚Das giftige Herz der Dinge.’ Dieser Wechsel von der schönen Gefahr zum giftigen Herz der Dinge gibt vielleicht schon eine Antwort auf die Frage, warum es uns nicht leicht fällt, Gefahr und Arbeit an der Schönheit zusammen zu denken. Doch was ist Gefahr, was Schönheit, wenn es ums Schreiben und Denken geht? Kann Schreiben gefährlich sein? Und Denken? Für wen? Sich in Gefahr begeben, ist das eine Möglichkeit, etwas zu erschaffen, das mit Schönheit zu tun hat?  Was an der Gefahr soll schön sein oder schön werden können?

‚Montage mon beau Souci’ schreibt Godard in seiner L’Histoire du Cinema. Kann eine Sorge schön sein? Kann eine schöne Sorge Montage sein? Oder bereitet meine Sorge eine schöne Montage? Was ist Montage? Was hat sie mit Schönheit zu tun, was mit einer Sorge? Und kann es sein, dass Montage was mit Gefahr zu tun hat? Jedenfalls hat sie mit Schneiden zu tun. Foucault kommt aus einer Familie von Chirurgen und setzt ihre Geschicklichkeit mit dem Messer auf seine Weise fort. So jedenfalls äussert er sich im Gespräch.

Wie also tragen wir Sorge um uns, um die Sprache, um Bilder, um Geschichten und Geschichte? Vielleicht mit einem Messer? Mit kühnen Schnitten? Ist Schneiden schon montieren? Wie können wir uns die Montagearbeit der Sorge und wie die Sorgearbeit der Montage vorstellen? Gefährlich und schön? Vielleicht so schön wie die Filme Godards. Oder die Analysen Foucaults? Die uns auf einzigartige Weise erlauben, die eigene Sorge als eine Frage der Gefahr schön zu finden. 

In Alexander Kluges Film ‚Die Artisten in der Zirkuskuppel; ratlos’ geht es um  die spezifische Ratlosigkeit von Artisten als Bedingung der Möglichkeit künstlerischer Produktion. Durch seine Montage- und Sorgeverfahren stellt der Film selbst eine schöne Ratlosigkeit dar; ausgesetzt und sich selbst aussetzend.

Kann es sein, dass Ratlosigkeit eine ästhetische Haltung bedeutet, gefährlich und schön? Dass Ratlosigkeit als Verfahren des Innehaltens und Zögerns uns etwas erfahren lässt, was zutiefst ungesichert ist und seine Sicherheit aus genau dieser Ungesichertheit bezieht? Dass wir immer wieder ratlos auf unseren ganz eigenen artistischen Möglichkeiten beharren müssen, die nämlich, sich in Gefahr zu begeben, und uns zu sorgen? In diesem Aushalten von Ratlosigkeit, von Gefahr, von Sorge, ist das zu finden, was nicht ratlos ist, sondern womöglich schön.

Gemeinsam mit Ihnen möchte ich an zwei, drei Filmen und mit den Ausführungen Foucaults diesen Fragen nachgehen und nachschauen, wohin uns diese Auseinandersetzung bringt.